Mit einem Bausparvertrag bauen Sie sich eine sichere Zukunft ganz nach Ihren Wünschen – das sagt zumindest die Werbung der Bausparkassen. Doch aufgepasst: meistens sind die Verträge zunächst unrentabel, und ob sich das mit der Zeit noch ändert, ist unsicher.
Ein Bausparvertrag ist in zwei Phasen aufgeteilt:
- Die Sparphase
- Die Darlehensphase
Der Vertrag ist dann als Sparvertrag rentabel, wenn die in der Sparphase gutgeschriebenen Zinsen nach Abzug der Kosten des Vertragsabschlusses attraktiv sind. Die Bausparkassen weisen die Kosten zwar aus, aber die Sparzinsen über die Laufzeit müssen Sie selbst ausrechnen. Ob ein Bausparvertrag in der zweiten Phase vorteilhaft ist, hängt vom Darlehenszins des Bausparvertrags im Vergleich zum dann üblichen Darlehenszins ab.
Mit dem folgenden Beispiel erläutern wir, worauf Sie bei einem Bausparvertrag achten müssen, beziehungsweise wie rentabel er ist.
Der Abschluss des Bausparvertrages
Nehmen Sie an, Sie möchten über eine Bausparsumme von 10.000 Euro verfügen. Diese setzt sich bei einem Bausparvertrag aus einem Darlehen und Ihrem Ersparten zusammen. Zunächst einmal kommen Abschlusskosten auf Sie zu. In unserem Beispiel betragen diese 100 Euro. Außerdem gibt Ihnen die Bank zu diesem Zeitpunkt alle Informationen zu den Konditionen Ihres Bausparvertrages. Der Guthabenzins liegt in diesem Fall bei 0,25 Prozent.
Haben Sie alle Formalien mit der Bausparkasse geklärt, beginnt für Sie die Sparphase.
Die Sparphase des Bausparvertrags
Das Motto beim klassischen Bausparen ist simpel: Erst sparen, dann bauen. Sie legen also regelmäßig Geld an und können anschließend ein Darlehen bekommen.
Um die 10.000 Euro zu bekommen, zahlen Sie in dieser Phase 50 Euro monatlich ein. Nach 8,5 Jahren ist der Vertrag dann „zuteilungsreif“, das heißt, Sie haben genug angespart, um das Bauspardarlehen in Anspruch zu nehmen. Ihr Guthaben beträgt zu diesem Zeitpunkt 5155 Euro, davon 55 Euro Zinsen.
Wichtig: Die Bausparkasse wird Sie darüber informieren, wie viel Geld auf Ihrem Bausparkonto sein muss und wie lange Sie einzahlen müssen, damit Sie sich das Darlehen auszahlen lassen können. Bevor Sie diese sogenannte „Zuteilungsreife“ erreicht haben, kann die Bausparkasse Ihnen den Zeitpunkt für die Auszahlung der Bausparsumme – also vom Darlehen und dem Ersparten – nicht garantieren. Die Angaben zur Auszahlung sind bis dahin Schätzungen, das Auszahlungsdatum kann sich also noch verschieben.
Fazit nach der Sparphase:
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Bis jetzt war der Bausparvertrag für Sie keine gute Anlage. Denn Sie haben lediglich 55 Euro Zinsen erwirtschaftet, eingangs waren aber 100 Euro Abschlusskosten fällig. Das ist ein klares Minusgeschäft.
In unserem Beispiel wird keine Wohnungsbauprämie oder Arbeitnehmersparzulage eingerechnet. Diese könnte die Rentabilität des Vertrages deutlich steigern, ist aber an Konditionen geknüpft. Ohne die Prämien wäre unterm Strich mehr da, wenn Sie das Geld unters Kopfkissen legen.
Zugegeben, das Szenario ist derzeit nicht sehr naheliegend, aber: Wenn Sie die 50 Euro monatlich stattdessen bei einer Bank anlegen und dafür 0,5% Verwahrentgelt bezahlen müssen, stehen Sie mit dem Bausparvertrag besser da. Generell ist bei einem Bausparvertrag der Zins festgeschrieben: Fallen die Zinsen, können Sie sich über den festen Zins vielleicht freuen. So erging es zumindest einigen Sparer:innen mit Altverträgen, die im Vergleich zu heutigen Zinsen hohe Renditen erwirtschaften.
Beim Bausparvertrag lohnt sich die Sparphase eher nicht, es sei denn, der gewählte Tarif hat einen hohen Guthabenzins und die Sparzinsen für andere Geldanlagen fallen in Zukunft.
Die Darlehensphase des Bausparvertrags
Trotz des Minusgeschäftes in der ersten Phase kommen Sie jetzt in die „Bau-Phase“ Ihres Vertrages. Sie können über Ihr Bauspardarlehen verfügen. Für unser Beispiel vergibt die Bausparkasse das Darlehen zu einem Zinssatz von 2,5 Prozent pro Jahr – wenn Sie den Verlust aus der Sparphase einrechnen, steigt der Zinssatz sogar auf 3 Prozent. Sie können zu diesem festen Zins 4845 Euro finanzieren – die Differenz zwischen Bausparsumme und Guthaben. Dieses Darlehen müssen Sie innerhalb von gut 9 Jahren tilgen.
Wichtig: Bauspardarlehen müssen Sie meist viel schneller zurückzahlen als andere Darlehen. Dadurch ist die monatliche Belastung meist höher.
Fazit nach der Darlehensphase:
Ist das wirklich ein günstiges Darlehen? Das kann heute seriös niemand absehen. Aktuell liegen die Zinsen für 10-jährige Baudarlehen jedenfalls nicht deutlich darunter.
Möchten Sie aber ohne Bausparvertrag ein herkömmliches Baudarlehen aufnehmen – auch Annuitätendarlehen genannt –, bekommen Sie die günstigen Zinsen für einen Baukredit oft erst ab einer Kreditsumme von 50.000 Euro. Bei kleineren Krediten bieten Banken einen teureren Konsumentenkredit an. Der Zins ist dann meist zwei bis vier Prozentpunkte pro Jahr höher als der für Baufinanzierungen. Mit einem Bauspardarlehen spielt die Kredithöhe keine Rolle, Sie können zu dem zuvor vereinbarten Zinssatz also auch kleinere Kreditsummen erhalten.
Die Darlehensphase eines Bausparvertrages lohnt sich nur dann, wenn die Darlehenszinsen in Zukunft deutlich steigen, oder wenn Ihr Kreditbedarf unter 50.000 Euro liegt.