Balkon sanieren: 11 Tipps für mehr Komfort und niedrigere Heizkosten

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So machen Sie Ihren Balkon im Sommer zur "grünen Oase" – und treiben im Winter nicht länger die Heizkosten hoch. Wir geben Tipps, worauf es bei einer Sanierung ankommt.
Gemütlicher Balkon mit Pflanzen und Kissen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Stoppen Sie Wärmeverluste, die durch eine nach draußen gezogene, ungedämmte Geschossdecke oder eine undichte Balkontür entstehen.
  • Achten Sie darauf, dass Regenwasser außen auf dem Balkon vom Gebäude weg ungehindert und kontrolliert abfließen kann.
  • Erhöhen Sie den Komfort auf Ihrem Balkon, indem Sie die Türschwelle abbauen oder mehr Bewegungsfläche schaffen.
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Abreißen oder Sanieren?

Lohnt es sich, den alten Balkon zu sanieren? Oder ist es sinnvoller, ihn gleich ganz abzureißen? Die Antwort darauf hängt natürlich vom baulichen Zustand ab, aber auch von Ihren Wünschen an das "grüne Wohnzimmer". Diese Fragen helfen Ihnen bei der Entscheidung:

  • Ist der Außensitz groß genug und barrierefrei?
  • Lässt die Statik eine Sanierung zu?
  • Benötigen Sie neben einer Terrasse im Erdgeschoss überhaupt noch einen Balkon?
  • Wollen Sie Ihr Haus teilen und die obere Etage vermieten und so attraktiver gestalten?

Bedenken Sie auch: Bei einer Sanierung kommen für Dämmung, Abfluss, Boden, Geländer und Schönheitsreparaturen schnell hohe Kosten zusammen. Manchmal ist deshalb ein Abriss mit anschließendem Neubau sogar günstiger. Dies bietet die Chance, einen neuen, vorgesetzten Balkon genau passend zu planen, damit dieser auf dem aktuellen Stand der Technik ist, dazu schwellenfrei und komfortabel.

Falls Sie den Balkon nach dem Abriss nicht ersetzen möchten, bleiben der Bezug nach draußen und damit Qualität und Attraktivität des Wohnraums erhalten, wenn Sie die alte Balkontür gegen eine neue, energieeffiziente austauschen. Lassen Sie dann die Brüstung, die Sie ja als Absturzsicherung benötigen, minimal nach außen versetzen, sorgt Ihr neuer, sogenannter "französischer Balkon" weiterhin für viel natürliches Licht und frische Luft. Vor Ihrer Entscheidung sollten Sie sich am besten sachkundig beraten lassen.

11 Tipps für die Balkonsanierung

Ein Balkon soll möglichst viel Platz und Komfort an warmen Tagen bieten. Was auf und unter dem Vorbau passiert, sollten Sie aber auch an kühleren Tagen im Auge behalten. Denn aus energetischer Sicht kann das sonnige Zimmer im Freien eine Kehrseite haben. In Räumen unter einem Balkon drohen ohne Sanierungsmaßnahmen häufig Feuchtigkeit und Schimmelbefall, insbesondere in den Raumecken und an den Übergängen zwischen Decke und Wand. Außerdem geht bei einer durchgehenden, ungedämmten Bodenplatte, die als Balkon herausgezogen wurde, Heizenergie verloren. Deshalb kommt es vor allem auf eine wärmetechnisch korrekte Abdichtung an.

Diese 11 Tipps helfen Ihnen bei der Sanierung:

1. Bauen Sie der Wärme keine Brücke über die Geschossdecke

Die Balkonplatte ist in vielen Altbauten die Verlängerung einer Geschossdecke und damit eine Wärmebrücke. Darüber geht viel Heizenergie verloren, weswegen im Innenraum kühle Stellen an Wänden und Decken in der Nähe des Balkons entstehen. Dort droht dann folglich Schimmelbildung. Stellen Sie solche Probleme fest, sollten Sie den Rat von Fachleuten einholen. In manchen Fällen schafft eine fachgerecht angebrachte Innendämmung oder Abdichtung und Dämmung der Balkonplatte Abhilfe.

2. Blockieren Sie Energieverluste mit einer neuen Balkontür

Nicht nur eine verlängerte Geschossdecke verschwendet Energie. Mit ihrer Glasfläche und undichten Stellen können auch eine alte Balkontür oder eine kombinierte Tür-Fensteranlage ein Wärmeleck sein. Eine neue, luftdicht eingebaute Tür und gegebenenfalls neue Fenster mit Wärmeschutzverglasung minimieren solche Energieverluste.

3. Steigern Sie Komfort und Sicherheit Ihres "luftigen Wohnzimmers"

Leicht bedienbare Balkontüren mit einer Breite von 90 bis 100 cm und einer möglichst schwellenfreien Bauweise ermöglichen Ihnen einen bequemen Durchgang ohne Stolperfalle. Um mehr Platz und Bewegungsfreiheit im Innenraum zu gewinnen, können Sie auch eine Schiebetür einbauen lassen. Balkontüren der Sicherheitsklasse RC2 oder RC3, entsprechend sichere Verglasungen sowie ein technisch einwandfreier Einbau bieten außerdem einen guten Einbruchschutz.

4. Legen Sie Seenlandschaften auf dem Balkon trocken

Regenwasser, das sich auf dem Balkon staut, kann ins Mauerwerk einziehen. Außerdem kann Wasser, das gegen die Türöffnung drückt, ins Gebäude eindringen und die Bausubstanz beschädigen. Grundsätzlich muss der Bodenbelag des Balkons mit einem leichten Gefälle von 1,5 bis 2 Prozent vom Gebäude wegführen. Vor allem bei nicht überdachten Balkonen sollten dieses Gefälle und ein Ablaufrost unmittelbar vor der Balkontür dafür sorgen, dass Regenwasser, Hagel oder Schnee sicher abgeleitet werden.

5. Beseitigen Sie Stolperfallen am Balkonaustritt

Ein barrierefreier Balkonaustritt ist in einem Bestandsgebäude nicht immer machbar. Ein auf die Höhe des unteren Türniveaus abgestimmter Bodenbelag kann aber zumindest die Stolpergefahr verringern und den Komfort erhöhen. Achten Sie bei niveaugleichen Türrahmen unbedingt auf ein dicht schließendes System, einen technisch und handwerklich einwandfreien Einbau und darauf, dass Regenwasser sicher abgeleitet wird. Für die Sanierung im Bestand gibt es Komplettsysteme, bei denen die seitlichen Abdichtungen bereits mitgeliefert werden. Von innen können bei Bedarf mobile Rampen den Niveauunterschied ausgleichen und den Zugang z.B. mit einem Rollator erleichtern.

6. Gestalten Sie Ein- und Ausblicke an der Balkonbrüstung

Eine Verkleidung des Balkongeländers schützt Sie vor unerwünschten Blicken. Dagegen gewähren Ihnen transparente Brüstungselemente an geeigneter Stelle einen Ausblick auf die Straße oder in den Garten. Das sollte ab einer Höhe von 60 cm auch im Sitzen möglich sein. Falls Sie den Balkonboden außen erhöhen, müssen Sie auch die Brüstungshöhe anpassen. Sie sollte mindestens 90 cm betragen, um Sie vor einem Sturz zu schützen.

7. Vergrößern Sie die Bewegungsfläche

Alte Balkone sind häufig lang und schmal, so dass sie nur wenig Bewegungsfläche bieten. Inzwischen gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, um die Balkonfläche zu vergrößern. Bedenken Sie auch: Wird die Außenwand gedämmt, verringert sich die Fläche des Balkons. Möglicherweise können Sie das ausgleichen, indem Sie das Geländer nach außen versetzen.

8. Denken Sie an die Fassadendämmung

Möchten Sie einen neuen Balkon an ein Haus ohne Fassadendämmung anbringen, sollten Sie eine spätere Dämmung schon mit einplanen. Denn ein nachträglich angebrachter Wärmeschutz kann den Komfort und die Bewegungsfreiheit auf dem Balkon schnell wieder schmälern, wenn er die Nutzfläche verkleinert. Bei der Verankerung eines neuen Balkons empfiehlt sich ein Haltesystem, das nur wenig Wärme durchleitet. Im Idealfall nehmen Sie die Projekte Balkon und Fassadendämmung gleichzeitig in Angriff.

9. Vermeiden Sie Hitzestau auf dem Balkon

Ein Bodenbelag aus Stein im "luftigen Wohnzimmer" in einem hellen Farbton heizt sich weniger auf als eine dunkle Oberfläche. Verzichten Sie aber lieber auf die Farbe Weiß, die blendet. Auch helles Holz ist empfehlenswert, weil es sich nicht so stark aufheizt. Allerdings besteht bei einem Holzboden nach einem Regenschauer oder durch Laub Rutschgefahr. Beim Hitzeschutz ist es vor allem wichtig, keinen freien Himmel über sich zu haben. Deshalb ergibt es Sinn, eine Vorrichtung für den Sonnenschutz einzuplanen. Das kann ein hochgeführtes Gerüst mit Schienen sein, um Rollos über Kopf oder seitlich einzuhängen. Auch Halterungen für temporäre Sonnensegel oder eine berankte Pergola sind denkbar. Begrünte Hauswände strahlen weniger Wärme ab als beispielsweise verputzte oder verblendete Hauswände. Eine hinterlüftete Begrünung verschattet zudem effektiv die Hauswand und sorgt so für eine etwas geringere Aufheizung des Gebäudes. Denken Sie bei einer begrünten Wand aber auch daran, dass Sie diese eventuell bewässern müssen.

10. "Ernten" Sie Solarstrom

Auf dem Balkon können Sie nicht nur Tomaten, sondern auch Solarstrom "ernten". Das ist mit einem Stecker-Solargerät möglich, das Sie an die Balkonbrüstung montieren können. Nach der Montage, bei der die Himmelsrichtung zur optimalen Ausnutzung der Sonnenstrahlung berücksichtig werden sollte, müssen Sie das Gerät nur noch in eine geeignete Steckdose einstecken. Im einfachsten Fall in eine vorhandene Außensteckdose am Balkon. Dann erzeugen Sie aus Sonnenstrahlung elektrischen Strom, der aus dem Stecker-Solargerät beispielsweise zu Fernseher, Kühlschrank und Waschmaschine fließt, die an anderen Steckdosen in der Wohnung eingestöpselt sind. Aber Achtung: In Miet- und Eigentumswohnungen benötigen Sie i.d.R. die Zustimmung von Vermieter:in oder der Eigentumsgemeinschaft.

11. Prüfen Sie Fördermöglichkeiten

Fördermittel für Baumaßnahmen, welche die Energieeffizienz steigern, sind vielen bekannt. Wird der Balkon saniert, können solche Fördergelder ausgeschüttet werden. Darüber hinaus werden aber auch andere sinnvolle Sanierungen gefördert, beispielsweise wenn Sie mit einer Balkonsanierung Barrieren reduzieren. Informieren Sie sich über die verschiedenen Fördermöglichkeiten, bevor Sie die Balkonsanierung beginnen.

 

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.