Die Verbraucherzentrale Bayern zieht Bilanz für das Jahr 2016
"Probleme mit Telefon- und Internetanbietern waren ein besonders gewichtiges Thema", sagt Vorstand Marion Zinkeler bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2016. Täuschend echte Fake-Shops entwickelten sich zur fiesen Falle im Internet. Auch die Altersvorsorge blieb für viele eine wichtige Baustelle und sorgte für großen Beratungsbedarf. Über 31.500 Ratsuchende hat die Verbraucherzentrale Bayern im Jahr 2016 ausführlich beraten in den Bereichen Verbraucherrecht, Finanzen und Versicherungen, Ernährung und Energie. Außerdem erteilten die Beratungsstellen 64.830 Kurzinformationen und Auskünfte. Und mehr als 103.700 Personen nahmen an Vorträgen und Aktionen teil oder besuchten Ausstellungen.
Die Bayerische Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf betonte beim Jahrespressegespräch: "Die Verbraucherzentrale Bayern ist für uns ein wichtiger Partner in der Beratung, in der Bildung und ganz besonders beim Mega-Thema Digitalisierung. Es geht um eine zentrale Herausforderung: Den Verbraucher fit zu machen für den täglichen Konsum. Verbraucher sollen ihre Entscheidungen eigenständig und souverän treffen können, sozusagen auf Augenhöhe mit der Wirtschaft. Wir müssen die Verbraucher gemeinsam stark machen, damit sie das auch können. Bei dieser Aufgabe steht uns die Verbraucherzentrale Bayern zur Seite."
Der Digitale Marktwächter in Aktion
Wie nützlich sind Online-Portale, um Angebote zu vergleichen und den günstigsten Preis zu finden? Dieser Frage ist das Marktwächterteam der Verbraucherzentrale Bayern in 2016 nachgegangen. Das Ergebnis: Der Nutzen von Vergleichs- und Buchungsportalen für Verbraucher ist deutlich eingeschränkt. Sie ermöglichen zwar eine Orientierung über die Angebote und Preise am Markt, ein umfassender Marktüberblick ist aber nicht gewährleistet. Die Ergebnisse traten eine weiterhin andauernde Diskussion los. "Wir fordern mehr Transparenz für diese Geschäftsmodelle. Insbesondere dürfen Rankings und Bestenplätze nicht von Provisionszahlungen oder Geschäftsbeziehungen beeinflusst sein", sagt Tatjana Halm, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern.
Gefragt in Sachen Altersvorsorge
Aus den Beratungen der Verbraucherzentrale zur Altersvorsorge in 2016 zeigte sich eine bedenkliche, wenn auch nicht neue Erkenntnis: "Nur wenige der Ratsuchenden verfügten über ein tragfähiges Vorsorgekonzept, das gewährleistet, den gewohnten Lebensstandard im Alter fortführen zu können", sagt Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern. "Unsere Beratung verhilft dazu, Ordnung in die privaten Finanzen zu bringen und eine bedarfsgerechte und individuelle Vorsorgestrategie zu erstellen."
Neue Ausstellung zum Ressourcenschutz
Im Oktober 2016 wurde die Ausstellung "Rette die Welt zumindest ein bisschen", finanziert durch das Bayerische Verbraucherschutzministerium, erstmals im Museum Mensch und Natur in München präsentiert. Die Ausstellung zeigt, wie Bürger im Alltag bewusst und ressourcenschonend leben können. In Deutschland liegt der Verbrauch an Ressourcen - ohne den Wasserverbrauch - im Jahr bei 40 Tonnen pro Kopf. Das entspricht dem Gewicht von 8 Elefanten. "Mit Vergleichen wie diesem vermittelt die Ausstellung eine Vorstellung, um welche Dimensionen es sich handelt", sagt Vorstand Marion Zinkeler. Wo die Wanderausstellung demnächst Station macht, steht auf www.verbraucherzentrale-bayern.de.
Klartext Nahrungsergänzungsmittel
Ob Magnesiumtabletten, Zinkpräparate oder Schlankheitspillen in Deutschland werden jährlich mehr als eine Milliarde Euro für Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben. Dabei ist der Großteil der Bevölkerung heutzutage mit Nährstoffen ausreichend versorgt. Erfüllen die Nahrungsergänzungsmittel die versprochenen Wirkungen? Wo liegen die gesundheitlichen Risiken? In 2016 startete das neue Internetangebot www.klartext-nahrungsergaenzung.de. Es bietet Verbrauchern verlässliche Orientierung über die Risiken und einen möglichen Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln. Ebenso besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Beschwerden zu melden.
Kollektiver Verbraucherschutz
Ihre Verbandsklagebefugnis nutzte die Verbraucherzentrale Bayern, um in 22 Fällen gegen unlautere Geschäftspraktiken und unwirksame Klauseln vorzugehen. Im Visier war unter anderem das Bezahlkartensystem im Stadion des FC Bayern München. "Dass wir diese Verfahren führen können, ist möglich durch die Bereitstellung eines Prozesskostenbudgets durch das Bayerische Verbraucherschutzministerium", betont Marion Zinkeler.
Bessere Erreichbarkeit und neue Beratungsgebote
Ratsuchende können jetzt Beratungstermine direkt online buchen unter www.verbraucherzentrale-bayern.de oder am neuen zentralen Termintelefon unter (089) 55 27 94-0 vereinbaren. "Beide Maßnahmen haben unsere Erreichbarkeit und den Service deutlich verbessert", freut sich der Verbraucherzentrale-Vorstand.
Bei Streit mit dem Versicherer hilft das neue Beratungsangebot "Schadensfall Versicherung" weiter. Wer beispielsweise Ärger mit der eigenen Berufsunfähigkeitsversicherung oder der privaten Pflegeversicherung hat, kann sich rechtlich beraten lassen. Ebenfalls neu gestartet ist eine Erstberatung zum Mietrecht in Zusammenarbeit mit dem Mieterverein München und dem Landesverband des Deutschen Mieterbundes. Marion Zinkeler betont: "Um unsere Dienstleistungen noch besser auf die Bedürfnisse der Ratsuchenden in Bayern auszurichten, sehen wir eine große Chance in der Digitalisierung. Sowohl im eigenen Haus als auch für neue Beratungsformen werden wir uns dieser Herausforderung verstärkt stellen."