Steak, Rinderfilet oder Entrecôte aus Übersee werden im deutschen Handel oft als Premium-Produkte angepriesen. Was die meisten Verbraucher nicht ahnen: Das Fleisch stammt häufig aus einer Form der Tierhaltung, die keineswegs artgerecht ist. Die Verbraucherzentrale fordert deshalb eine verpflichtende Kennzeichnung der Haltung.
Rindfleisch aus USA, Südamerika oder Australien prägt das Angebot in deutschen Supermärkten. Beliebt ist das importierte Fleisch auch deshalb, weil viele Verbraucher glauben, dass die Tiere ausschließlich auf der Weide gehalten werden. Diesen Eindruck erwecken Prospekte und Verpackungen. Handelsketten nutzen Begriffe wie „saftig grüne Wiesen“ oder „unbegrenzte Weideflächen“. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Ob und wie lange die Rinder auf Weiden gehalten werden und welches Futter sie bekommen, wird meist nicht geprüft. Der Begriff „Weidehaltung“ ist nicht geschützt und liefert keine verlässlichen Informationen über die Tierhaltung. „Die Methoden der Rindermast in Übersee-Ländern stehen zum Teil im deutlichen Widerspruch zu den Vorstellungen der Verbraucher von artgerechter Haltung und zu den Werbeprospekten des Handels“, kritisiert Jutta Saumweber von der Verbraucherzentrale Bayern.
Schnelle Mast mit Kraftfutter in Feedlots
Insbesondere in den USA wird ein Großteil der Rinder die letzten drei bis vier Monate ihres Lebens in Feedlots gesperrt und mit energiereichem Futter bis zur Schlachtung gemästet. Auch in anderen Überseeregionen wie Südamerika, Australien und Südafrika gibt es Feedlots. Damit die Rinder schnell viel Gewicht zulegen, erhalten sie anstelle von Weidegras überwiegend Kraftfutter. Diese intensive Form der Tierhaltung gilt als effizient, weil weniger Platz, Wasser und Futter pro Kilo Gewichtszunahme benötigt wird als auf der Weide. Doch diese nicht artgerechte Fütterung kann Stoffwechselstörungen, Entzündungen und Krankheiten zur Folge haben.
Keine verlässlichen Informationen zur Tierhaltung
Verbraucher können im Handel nicht erkennen, ob sie mit ihrem Kauf Feedlots un-terstützen. „Das vermeintlich gute Image von Premiumfleisch aus Übersee verschleiert die wahren Haltungsbedingungen“, kritisiert Jutta Saumweber. „Feedlots sind keine Form artgerechter Tierhaltung“. Auch deshalb ist aus Sicht der Verbraucherzentralen eine einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung der Haltung analog zu den Eiern notwendig.
Regionaler Einkauf als gute Alternative
Rindfleisch aus Feedlots gilt als hochwertig, weil es durch die intensive Endmast marmoriert und zart ist. Die fehlende Transparenz der Haltungsbedingungen und die langen Transportwege sprechen allerdings gegen das Import-Rindfleisch. „Wenn „Weidefleisch“ auf den Teller kommen soll, sind regionale Anbieter zu empfehlen. Hier kann zum Beispiel nachgefragt werden, wie lange die Tiere auf der Weide standen“, so Jutta Saumweber.