Ob Getreidebratling, Lupinen-Bratwurst oder Soja-Eis - vegetarische und vegane Ersatzprodukte haben die Regale deutscher Supermärkte erobert. Das Angebot nimmt stetig zu und die Produktpalette wird immer vielfältiger. Doch wie sind die Kennzeichnung und der Gesundheitswert einzuordnen? Das hat ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen untersucht. Insgesamt wurden 50 Fleisch- und 51 Wurstersatzprodukte sowie 26 Alternativen für Milchprodukte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Kennzeichnung ist oft mangelhaft. Auch der von vielen Verbrauchern erwartete höhere Gesundheitswert im Vergleich zum tierischen Original wird längst nicht von allen Produkten erfüllt.
Immer mehr Deutsche greifen auf Ersatzprodukte für Fleisch und Wurst sowie Molkereierzeugnisse zurück. Laut einer Umfrage der Verbraucherzentralen vom Mai 2016 mit 6.000 Teilnehmern haben rund 90 Prozent der Verbraucher diese Produkte schon einmal probiert. Als Beweggründe werden meist Tierschutz sowie ethische und gesundheitliche Aspekte genannt. „Eine bewusste Kaufentscheidung ist nur möglich, wenn Verbraucher die wichtigsten Informationen auf der Produktverpackung leicht finden“, erklärt Jutta Saumweber von der Verbraucherzentrale Bayern. Bei dem Marktcheck stand daher neben dem Gesundheitswert die Kennzeichnung der Produkte im Vordergrund. Bewertet wurden der Produktname und die Bezeichnung, die Spurenkennzeichnungen sowie die Verwendung von Siegeln und die Zusammensetzung der Produkte.
Kennzeichnung mangelhaft, Siegel bieten kaum Orientierung
Nur circa 50 Prozent der Lebensmittel im Check werden im Produktnamen als „vegetarisch“ beziehungsweise „vegan“ ausgelobt. Stattdessen tauchen verschiedene, nicht definierte Begriffe wie „veggie“, „pflanzlich“ oder „100 % pflanzlich“ auf. Von den insgesamt 127 getesteten Produkten tragen 31 das Vegetarisch- und 47 das Vegan-Siegel des ProVeg Deutschland. Die Vegan-Blume der Vegan Society ist auf 20 Produkten zu finden. Hinzu kommen mehr als 15 verschiedene Symbole von Herstellern. „Die Vielzahl von Labeln mit unterschiedlichen Kriterien ist intransparent, denn den Verbrauchern sind diese meist nicht bekannt“, so Jutta Saumweber. Die Bezeichnung eines Lebensmittels als „vegan“ oder „vegetarisch“ ist bisher gesetzlich nicht definiert. „Eine gesetzliche Regelung könnte mehr Klarheit und eine leichtere Orientierung für Verbraucher schaffen“, sagt Jutta Saumweber. Weitere Mängel: Ein Hinweis auf den Ersatzstoff für Protein – etwa Soja, Weizen, Gemüse oder Eier – erfolgt nur bei einem Drittel der Produkte vorne auf der Verpackung. Bei 93 Prozent der geprüften Produkte fehlt die Angabe, ob Spuren tierischer Lebensmittel enthalten sind.
Gesundheitswert der Ersatzprodukte teilweise fragwürdig
Laut der Umfrage erwarten 40 Prozent der Verbraucher, dass Ersatzprodukte eine gesündere Alternative sind. Tatsächlich zeigen sich bei den Nährwerten aber große Unterschiede. So sind Ersatzprodukte für Wurst und Fleisch zwar durchschnittlich kalorienärmer und weisen weniger gesättigte Fette auf als die Originalprodukte. 80 Prozent der untersuchten Produkte enthalten jedoch viel Salz und sind daher weniger empfehlenswert. Hinzu kommt, dass in einigen Ersatzprodukten bis zu acht Zusatzstoffe stecken. Das ist teilweise mehr als im zum Vergleich herangezogenen Originalprodukt. Auch finden sich hier Zusatzstoffe, von deren häufigem Verzehr abzuraten ist wie beispielsweise Konjak (E 425) oder Carrageen (E 407). „Vegetarische und vegane Ersatzprodukte bieten somit nicht zwangsläufig eine gesündere Alternative. Verbraucher sollten daher genau hinschauen und jedes Produkt anhand der Zutatenliste bewerten“, rät Jutta Saumweber.
Der vollständige Untersuchungsbericht ist unter www.verbraucherzentrale-bayern.de zu finden.
Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.