Experten-Interview: So erkennt man Preisstrategien im Online-Handel

Pressemitteilung vom
Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, im Interview
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Preise in Online-Shops ändern sich täglich, stündlich, minütlich. Hier verliert man schnell die Orientierung: Ist das Produkt gerade günstig oder kann ich morgen noch mehr sparen? Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, weiß wie man sich im Preisdschungel zurechtfindet und gibt hilfreiche Tipps.

Frau Halm, die Preise im Online-Handel schwanken stark. Was steckt dahinter?
Bei Preisschwankungen muss man verschiedene Strategien unterscheiden. Es gibt sogenannte dynamische und personalisierte Preise. Dynamische Preise schwanken häufig und sind beispielsweise von der Tageszeit, der Jahreszeit oder besonderen Ereignissen abhängig. Sie begegnen uns oft im Alltag, etwa an der Tankstelle oder beim Buchen einer Reise. Auch der Preisanstieg bei Fernsehgeräten vor einer Fußball-WM gehört dazu.

Von personalisierten Preisen spricht man, wenn Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgrund ihrer persönlichen Daten individuelle Preise angeboten werden. Eine Rolle können dann das genutzte Gerät, mit dem sie den Online-Shop besuchen, der Wohnort oder das bisherige Kaufverhalten spielen. Personalisierte Preise sind zwar technisch möglich, kommen unserer Ansicht nach bisher aber nur vereinzelt zum Einsatz.

Dann kommt es vor, dass ein Verbraucher aufgrund seiner Daten für bestimmte Produkte mehr bezahlt als ein anderer. Ist das richtig?
Das kann tatsächlich passieren. Bei Reisebuchungen oder beim Tanken kennen wir Preisschwankungen. Problematischer sind personalisierte Preise. Besonders dann, wenn für einen Verbraucher nicht ersichtlich ist, ob und warum er einen anderen Preis bezahlen muss als ein anderer. Fragwürdig sind auch Situationen, in denen eine Notlage ausgenutzt wird. Beispielsweise wenn ein Fahrdienst seine Preise mit dem Stand des Handyakkus verknüpfen würde. Je niedriger der Akku ist, desto dringender wird der Fahrdienst benötigt und der Kunde ist eher bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Solche Preisstrategien sind nur schwer aufzudecken und deshalb sehr kritisch zu sehen.

Können Verbraucher diese Preisstrategien umgehen?
Am wirkungsvollsten ist es, im Internet sparsam mit den eigenen Daten umzugehen. Damit Unternehmen unterschiedliche Preise erstellen können, brauchen sie sehr viele Daten von ihren Kunden. Sinnvoll ist es etwa Cookies in den Browsereinstellungen regelmäßig zu löschen. So können Verbraucher verhindern, dass sie über mehrere Webseiten hinweg getrackt werden. Schalten Nutzer in den privaten Modus des Internetbrowsers, können sie zusätzlich Spuren im Netz verbergen. Je weniger Daten Unternehmen haben, umso schwieriger wird es für sie, individuelle Preise festzulegen. Bei größeren Anschaffungen ist es zudem ratsam die Preise vorher über einen bestimmten Zeitraum zu vergleichen. So können schwankende Preise besser eingeschätzt werden.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

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