Photovoltaik oder Solarthermie?

Pressemitteilung vom
Sonnenenergie im Fakten-Check der Verbraucherzentrale Bayern

Sonnenenergie im Fakten-Check der Verbraucherzentrale Bayern

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Wenn im Sommer die Sonne vom Himmel strahlt, liegt der Gedanke nahe, diese frei verfügbare Energie auch zuhause zu nutzen. Möglich ist das für Privathaushalte entweder mit einer Photovoltaikanlage zur Erzeugung von Strom oder mit einer solarthermischen Anlage für Warmwasser und Heizungsunterstützung. Doch welches System macht mehr Sinn? Hanno Lang-Berens von der Energieberatung der Verbraucherzentrale Bayern erläutert die Eckpunkte.


Was ist der Unterschied zwischen Photovoltaik- und Solarthermieanlagen?

Photovoltaikanlagen verwandeln Sonnenlicht in Strom. Der wird dann entweder direkt zuhause verbraucht oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Die erzeugte Energie wird in vollem Umfang genutzt. Solarthermieanlagen gewinnen aus dem Sonnenlicht Wärme und unterstützen damit die Bereitstellung von Warmwasser und die Raumheizung. Überschüssige Wärme kann in diesem System nicht genutzt werden.


Was sagt der Gesetzgeber?

Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz regelt die Anforderungen für Neubauten. Diese können beispielsweise durch die Kombination einer Solarthermieanlage mit einem Brennwertheizkessel erfüllt werden.


Wie rentabel sind die Anlagen?

Photovoltaikanlagen rechnen sich oftmals etwas schneller, weil der überschüssige Strom ins Netz eingespeist werden kann und vergütet wird. Für eine Anlage mit einer Leistung bis 10 Kilowatt, die im Juni 2016 in Betrieb genommen wird, beträgt die Einspeisevergütung 12,31 Cent je Kilowattstunde. Die Vergütung ab Juli wird Ende Juni von der Bundesnetzagentur bekannt gegeben.

Bei der Installation einer solarthermischen Anlage gibt es hingegen einen Investitionszuschuss durch das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien mit bis zu 3.500 Euro. In Bayern gibt es für Solarthermie- und Photovoltaikanlagen unter bestimmten Voraussetzungen zusätzliche Landesmittel über das "10.000-Häuser-Förderprogramm". Letztlich muss die Wirtschaftlichkeit also immer im Einzelfall berechnet werden.


Für wen sind die Anlagen besonders interessant?

Voraussetzung für beide Systeme sind geeignete Dachflächen: ausreichend groß, möglichst wenig verschattet und mit einer geeigneten Dachausrichtung und -neigung.

Eine Photovoltaikanlage lohnt sich besonders, wenn ein möglichst großer Teil des erzeugten Stroms selbst verbraucht wird, da die eingesparten Kosten je Kilowattstunde deutlich über der Einspeisevergütung liegen. Die Anlagengröße sollte zum jährlichen Stromverbrauch passen. Erhöhen lässt sich der Anteil des selbst verbrauchten Stroms mit einem Batteriespeicher. Sehr große Photovoltaikanlagen ab 10 Kilowatt Leistung sind für Privathaushalte meistens weniger wirtschaftlich. Denn für selbst verbrauchten Strom müssen zusätzlich staatliche Abgaben gezahlt werden.

Solarthermie für Warmwasser ist für Haushalte ab etwa drei bis vier Personen geeignet – in kleineren Haushalten ist der Warmwasserverbrauch häufig zu gering. Bei Anlagen zur Heizungsunterstützung muss die Größe der Anlage am Wärmebedarf orientiert sein – Pauschalangebote ohne Berücksichtigung des Wärmebedarfs sind nicht empfehlenswert.


Was ist unbedingt zu berücksichtigen?

Wer sich für eine Photovoltaik- oder eine Solarthermieanlage interessiert, sollte sich vor der Entscheidung fachkundig und unabhängig beraten lassen, denn eine schlecht geplante oder installierte Anlage amortisiert sich langsamer oder im schlimmsten Fall gar nicht. Dachsituation, Energiebedarf und Fördermöglichkeiten sollten von einem neutralen Experten geprüft werden. Angebote dazu gibt es bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Außerdem können Verbraucher, die bereits eine Solarthermieanlage installiert haben, über den Solarwärme-Check prüfen lassen, ob diese effizient arbeitet.


Beratung und Information
Bei allen Fragen zum Einsatz erneuerbarer Energien in privaten Haushalten hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale Bayern weiter. Die Standorte sind im Internet unter www.verbraucherzentrale-bayern.de zu finden. Dort kann auch direkt die Terminvereinbarung für eine Energieberatung erfolgen. Telefonische Beratung und Terminvereinbarung sind auch möglich unter 0800 – 809 802 400 (kostenfrei).
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

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